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Plakat als pdf K O N Z E R T 4 Wildt’sches Haus Mittwoch, 23. November 2022 20 Uhr Galanter Blumenstrauss – Musikalische Blüten vom Berliner Hof Programm (Stand: 23.9.22) Johann Gottlieb Graun 1698 – 1771: Triosonate in c-Moll, GraunWV C:XV:79 Adagio – Allegro moderato – Scherzo Johann Gottlieb Janitsch 1708 – 1763: Kammersonate in C-Dur, op. 4 Alla siciliano – Allegro ma moderato – Vivace Christian Gottfried Krause 1719 – 1770: Triosonate in d-Moll Andante – Allegro – Vivace Carl Philipp Emanuel Bach 1714 – 1788: Wq 114/7 (arr. für Gambe solo) Fantasie in d Carl Friedrich Abel 1723 – 1787: aus: Drexel ms. 5871 Adagio in d – Fuge in D Giuseppe Antonio Brescianello 1690 – 1757: Triosonate in c-Moll Largo – Allegro – Adagio – Allegro TextFriedrich der Große gilt als glühender Liebhaber der Künste, insbesondere der Musik. Obwohl ihm sein strenger Vater, Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., das Flöte spielen und andere künstlerische Betätigungen zu verbieten versuchte, scharte der junge Friedrich bereits als Kronprinz erlesene Musiker um sich. 1736 übersiedelte er mit einer 17-köpfigen Kapelle von Ruppin nach Rheinsberg und verbrachte dort auf seinem Musenhof die «glücklichsten Jahre seines Lebens». Mit der Thronbesteigung 1740 nahm Friedrich die Rheinsberger Hofkapelle mit nach Berlin und erweiterte sie königlich. Die Musik erfüllte ihm einerseits repräsentative Zwecke. Anderes spielte sich im Privaten ab – in kleinen kammermusikalischen Kreisen, wo sich der König unter Gleichgesinnten der geliebten Traversflöte widmen konnte. Kein Wunder, dass er sich dafür einige der besten Interpreten seiner Zeit an den Hof geholt hatte, die ihm teilweise bis an ihr Lebensende treu blieben. Darunter gibt es einige große Namen, an deren Kompositionen wir uns bis heute erfreuen: Johann Gottlieb Graun, der mittlere dreier musikalischer Brüder, war seit den Anfängen in Ruppin als Geiger dabei. Nach der Krönung wurde er Konzertmeister in Friedrichs Opernorchester und blieb bis zu seinem Tod in königlichen Diensten. Sein zehn Jahre jüngerer Vornamensvetter Janitsch stiess kurz vor der Übersiedlung nach Rheinsberg zu Friedrichs musikalischem Gefolge und wurde als «Contraviolinist» in die königliche Kapelle übernommen. Auch er blieb bis zum Tod beim «alten Fritz». Von seinen Kompositionen fanden vor allem die Quartette grosse Anerkennung und wurden noch Jahrzehnte später als «die besten Muster dieser Art»gelobt. In jungen Jahren hatte Janitsch in Frankfurt an der Oder Jura studiert, was er mit dem wiederum etwa zehn Jahre jüngeren Christian Gottfried Krause gemein hat. Dieser machte sich in der Musik hauptsächlich mit dem Traktat «Von der musikalischen Poesie» einen Namen, in dem er für die Rückkehr zu schlichten, volksliedhaften Melodien plädierte und damit als Begründer der Ersten Berliner Liederschule gilt. Viele Musiker des Königshofs gehörten dieser Strömung an, darunter die Gebrüder Graun – und Carl Philipp Emanuel Bach. Carl Philipp Emanuel, der berühmteste Sohn Johann Sebastians, hatte ebenfalls zum Jurastudium in Frankfurt an der Oder, bevor er als Cembalist in die Kapelle des Kronprinzen berufen wurde. Fast dreißig Jahre lang spielte er daraufhin für Friedrich. Nach Streitigkeiten mit einem Kontrahenten distanzierte er sich schließlich vom Hof. Auch wenn der König seine wahre Bedeutung vermutlich nicht erkannt hat, war Carl Philipp Emanuel Bach einer der Hauptvertreter des empfindsamen Stils und verstand es wie kaum ein anderer, tief empfundene Emotionen in Musik auszudrücken. Als Kostprobe erklingt hier seine d-Moll-Fantasie, die zwar original für Tasteninstrument komponiert wurde, aber ebenso wunderbar zum Idiom der späten Viola da gamba passt. Dieses Instrument hatte bereits ruhmreiche Zeiten in ganz Europa hinter sich, als Carl Friedrich Abel sie im mittleren 18. Jahrhundert als der «letzte große Gambensolist» noch einmal in virtuosen Improvisationen und raffinierten Solostücken aufblühen ließ. Abgerundet von dem Geiger und Stuttgarter Hofkapellmeister Giuseppe Antonio Brescianello fügen sich in diesem Programm Soli, Trios und Quartette zu einem exquisiten Strauss galanter Blüten zusammen. Musik, aus der der Wandel spricht, der Ausbruch aus barocken Mustern auf der Suche nach neuer melodischer Schönheit und Eleganz. Durch unterschiedliche Klangkombinationen aus Violine, Oboe, Viola, Cembalo, Bassgambe und dem hohen Gambeninstrument Pardessus entsteht eine Farbenpracht, die uns unmittelbar zurück ins 18. Jahrhundert nach Sanssouci katapultiert. Christine Vogel Eintritt frei – Kollekte |
Foto: Daniele Caminiti
Ensemble Flor Galante
Lena Rademann – Violine José Manuel Cuadrado Sánchez – Oboe Martin Jantzen – Viola da gamba Irene Gonzalez Roldán – Cembalo Flor Galante
Flor Galante ist ein Ensemble für Alte Musik mit Sitz in Basel. Es wurde 2020 gegründet mit dem Ziel, das Repertoire des Spätbarock und des Galanten Stils neu zu entdecken und aufzuführen. Der Hauptfokus liegt dabei auf dem Repertoire der Berliner Schule des 18. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen Komponisten, die am Hof oder im Umfeld Friedrichs des Großen tätig waren und heutzutage im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis nur selten präsentiert werden. Flor Galante setzt sich zusammen aus den Mitgliedern Lena Rademann, Martin Jantzen (Deutschland), José Manuel Cuadrado und Irene Gonzalez (Spanien). Die jungen Musiker*innen lernten sich vor einigen Jahren im Rahmen ihrer Studien in Den Haag und Basel kennen und spielten seither in verschiedenen Konstellationen regelmäßig zusammen. Kurz nach der Gründung des Ensembles wurde Flor Galante bereits mit dem 1. Preis des Internationalen Berliner Bach Wettbewerbs ausgezeichnet (September 2021). Die Ensemblemitglieder, die zugleich erfolgreich eigene Karrieren aufbauen, erhielten Unterweisung und Inspiration von renommierten Spezialist*innen für historische Aufführungspraxis, wie etwa Katharina Arfken, Andrea Marcon, Paolo Pandolfo, Leila Schayegh und Jörg-Andreas Bötticher. |
Das Programm als pdf
Konzert 3: Mittwoch, 28. September 2022 Wildt’sches Haus, 20 Uhr A Bird Fancyer’s Delight Ensemble Sonorità Werke von Uccellini, Monteverdi, Purcell, Hotteterre, Williams u.A. Mit zwitschernder Instrumentalmusik aus dem 16. und 17. Jahrhundert lädt Ensemble Sonorità ein zu „A Bird Fancyer’s Delight“. Ausgehend vom gleichnamigen kleinen Flageolett Traktat aus dem 17. Jahrhundert, hat das junge Ensemble Triosonaten und Solostücke aus England, Frankreich und Italien zu einem vom Vogelgesang inspirierten Programm zusammengestellt. Es erklingen Werke mit einem eindeutig lautmalerischen Bezug, aber auch Adaptionen von Vokalmusik, die sich im abstrakten Sinne mit der Figur des Vogels befassen. In Grounds und eigenen kleinen Improvisationen können Sie die Spielfreude des Ensembles erleben, das, dem Namen Sonorità nach, stets mit einer Fülle von Klangfarben experimentiert. Marco Uccellini - Aria sopra "La Bergamasca" by Sonorità |
Konzert
Mittwoch, 6. Oktober 2021, 20 Uhr
Zinzendorfhaus, Basel
H.I.F. Biber – Harmonia Artificioso-Ariosa
Der Musikalische Garten
Karoline Echeverri-Klemm, Germán Echeverri-Chamorro – Violinen
Annekatrin Beller – Violoncello
Daniela Niedhammer – Cembalo
Partia I in d-moll (a - e’ - a’ - d’’)
Sonata - Allamande - Gigue & Variatio I, II - Aria - Sarabande & Variatio I/ II - Finale
Partia V in g-moll (g - d’ - a’ - d’’)
Intrada - Aria (Adagio) - Balletto (Presto) - Gigue - Passacaglia
Partia III in A-Dur (a - e’ - a’ - e’’)
Praeludium - Allamande - Amener (Presto) - Balletto - Gigue - Ciacona canon in unisono
Partia VII in c-moll für zwei Viole d`damore (c - g - c’ - es’ - g’ - c’’)
Praeludium - Allamande - Sarabande - Gigue Presto - Aria - Trezza - Arietta Variata
Entritt frei, Kollekte
Konzert 2 | 2021
Mittwoch, 28. Juli 2021, 19 Uhr, Im Garten des Wildt’schen Hauses
Eine Taschensinfonie
Werke von Mozart, Beethoven, Krommer und Druschetzky
Basler Harmonie
Alexandre Zanetta – Leitung
Oboe: Olga Johanna Marulanda Guzman, Jose Manuel Cuadrado Sanchez
Klarinette: Etele Dosa, Marina Sonntag
Horn: Alexandre Zanetta, Mario Pelicano Ortega Blancas
Fagott: Adrià Sánchez Calonge, Julia Marion
Kontrabass: Giacomo Albenga
Mittwoch, 28. Juli 2021, 19 Uhr, Im Garten des Wildt’schen Hauses
Eine Taschensinfonie
Werke von Mozart, Beethoven, Krommer und Druschetzky
Basler Harmonie
Alexandre Zanetta – Leitung
Oboe: Olga Johanna Marulanda Guzman, Jose Manuel Cuadrado Sanchez
Klarinette: Etele Dosa, Marina Sonntag
Horn: Alexandre Zanetta, Mario Pelicano Ortega Blancas
Fagott: Adrià Sánchez Calonge, Julia Marion
Kontrabass: Giacomo Albenga
Programm
Georg Druschetzky (1745–1819) Adagio und Allegro Franz Krommer (1759–1831) Partita in F-Dur op.57 Allegro vivace – Menuetto: Presto – Adagio, Andante cantabile – Alla polacca Pause Wolfgang Amadeus Mozart (1762–1791) Serenade in c-moll KV388/384a Allegro – Andante – Menuetto (in canone) – Allegro Ludwig van Beethoven (1770–1827) Egmont Overture (1810, arr. Friedrich Starke 1812) |
Zum Programm
Die Harmoniemusik war Ende des 18. bis Anfang 19. Jahrhundert eine der beliebtesten Formationen bei Königen und Adligen. Mit einigen wenigen Blasinstrumenten konnten geschickte Komponisten wie J. Haydn oder W. A. Mozart volle, jedoch gepflegte Klänge zu Gehör bringen, die charakteristisch für diese Besetzung sind. Neben Serenaden, Divertimenti und Partiten entstand vor allem auch eine Vielzahl an Arrangements von besonders populären Opern, Sinfonien und weiteren orchestralen Werken des Konzertsaals, deren Aufführung durch die Reduktion auf die Bläserbesetzung üblicherweise als Garten- und Promenadenkonzerte veranstaltet wurde. «Eine Taschensinfonie» zeigt mit Werken von W. A. Mozart, F. Krommer, G. Druschetzky und L. v. Beethoven eine Vielfalt an Facetten, vom filigranen Oboen-Solo zum pompösen Orchester-Tutti und entführt das Publikum mit majestätischen Klang-Impressionen, die damals im ganzen Europa «à la mode» waren, in die höfische Welt der Jahre um 1800. Die Basler Harmonie spielt dieses Programm auf historischen Blasinstrumenten aus dieser Zeit und in der klassischen Wiener Besetzung, gemäß der 1782 gegründeten Kaiserlichen Harmonie, welche das klassische Bläseroktett von je zwei Oboen, Klarinetten, Hörnern und Fagotten etablierte, mit Verstärkung durch ein Kontrafagott oder einen Kontrabass in der Tiefe. Das junge Ensemble besteht aus Studenten und Alumni der Schola Cantorum Basiliensis. Georg Druschetzky (1745–1819) wurde in Jemníki bei Prag geboren. In Wien wirkte er seit 1768 zunächst als Oboist und Kapellmeister der Militärkapelle. Später wurde er Mitglied der Tonkünstler-Sozietät, die eine prägende Rolle im Wiener Musikleben spielte. Als Komponist und Kapellmeister der Harmonie war er im Dienst des Fürsten Antal II. Grassalkovich in Pressburg und später bei Fürstprimas József Batthyány in Pest; als Hofkomponist und Musikdirektor wirkte er schließlich bis zu seinem Tod beim Paladin Erzherzog Joseph von Habsburg in Buda. Im Gegensatz zu Wiener Harmoniemusikern, welche in besonders großer Anzahl Arrangements von Opern, Balletten und Märschen produzierten, verfasste Druschetzky eine Fülle an Originalkompositionen für Harmoniemusik, darunter Kirchenmusik. Neben vollständigen Messvertonungen für Singstimmen und Harmoniemusik schuf er zahlreiche Einzelsätze, darunter auch seine auf Kontrapunkt ausgelegte Komposition Adagio und Allegro aus dem Jahre 1807. Franz Krommer (1759–1831) Geboren im mährischen Kamenice, trat er seine erste Stelle 1786 in Budapest als erster Violinist in der Kapelle des Grafen Styrum in Simonthurn an. In Wien wurde er 1798 Kapellmeister des Grafen Ignaz Fuchs und 1810 zum Musikdirektor der Ballette am k.k. Hoftheater ernannt. 1818 trat er als letzter beamteter Kammerkapellmeister und Hofkomponist der Habsburger Kaiser die Nachfolge Leopold Kozeluchs an und behielt diese Ämter bis zu seinem Tod in Wien. Krommer zählte zu den erfolgreichsten tschechischen Komponisten seiner Zeit. Er schrieb mindestens neun Symphonien, um die zwanzig Konzerte, Kammermusikwerke für Streichquartette und zahlreiche Werke für Blasinstrumente. Die Mehrzahl der Harmoniemusiken bilden die Partiten für das Bläseroktett, oft mit Ad-libitum-Stimmen für ein Kontrafagott. Die Komposition der Partita in F-Dur op.57 wird auf 1808 datiert. Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Die Serenade in c-moll KV 388 wurde 1782 in Wien komponiert und gehört mit der Gran Partita genannten B-Dur Serenade KV 361 und der Es-Dur Serenade KV 375 zu den drei großen Bläserserenaden aus Mozarts Wiener Zeit. Aus dem Brief an den Vater vom 27. Juli 1782 geht hervor, dass Mozart für die Komposition «geschwind eine Nacht Musique machen» musste, «aber nur auf Harmonie». Als Besteller wird Fürst Alois Liechtenstein vermutet. Der Moll-Ton des Werkes, der den Unterhaltungscharakter einer Serenade sprengt, ist in der klassischen Harmoniemusik einzigartig und verleiht dem Werk seinen Ausnahmerang. Für eine Serenade ungewöhnlich ist auch die Form, da dazu der fünfsätzige Aufbau mit zwei Menuetten fehlt. Die Serenade in c-Moll muss Mozart sehr geschätzt haben, da er sie 1788 für das Streichquintett KV 406 transkribierte. Ludwig van Beethoven (1770–1827) Die im Auftrag des Wiener Burgtheaters entstandene Schauspielmusik Egmont Op.84 entstand 1810 und wurde anlässlich einer Inszenierung von Goethe in Wien uraufgeführt. Die Fassung der Egmont-Ouvertüre für Harmoniemusik wurde nur zwei Jahre später von Friedrich Starke (1774-1835) arrangiert. Der Stoff von Goethes Drama und das Thema der nationalen Befreiung, das Beethoven so fesselte, dürfte auch dem Militärmusiker Starke gefallen haben. Die feierliche Musik am Ende der Ouvertüre, die in der Schlussnummer des Werkes, der “Siegessymphonie”, wieder auftaucht, gibt ihren besonderen Reiz. Als erfahrener Kapellmeister, versierter Hornist und vor allem als vorzüglicher Bearbeiter und Komponist für Militärmusik, erkannte Starke das Potenzial für eine erfolgbringende Übertragung dieser Musik auf das Harmonie-Ensemble, das in seinem geschickten Arrangement gekonnt demonstriert wird. |
Basler Harmonie
Alexandre Zanetta – Leitung
Oboe: Olga Johanna Marulanda Guzman, Jose Manuel Cuadrado Sanchez
Klarinette: Etele Dosa, Marina Sonntag
Horn: Alexandre Zanetta, Mario Pelicano Ortega Blancas
Fagott: Adrià Sánchez Calonge, Julia Marion
Kontrabass: Giacomo Albenga
Alexandre Zanetta hat mit 15 Jahre alt angefangen, Naturhorn zu spielen und zu studieren. 2013–2015 spielte er bei der Akademie für alte Musik Berlin. Gleichzeitig studierte er modernes Horn an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und an der Musikhochschule Lübeck.
2018–2021 studierte er Naturhorn an der Schola Cantorum Basiliensis bei Thomas Müller.
Er ist von verschiedenen Formationen und Orchestern engagiert, sowie Concerto Copenhagen, Collegium 1704, Netherlands Bach Society, La Cetra Barockorchester, Musica Fiorita, Insula Orchestra.
Alexandre Zanetta ist einen leidenschaftlichen Musikpädagoge. Er unterrichtet Waldhorn und Alphorn an der Musikschule Effretikon. Mit seinen Schülern exploriert er die Repertoire der Filmmusik und der aktuellen Pop-Musik.
Alexandre Zanetta – Leitung
Oboe: Olga Johanna Marulanda Guzman, Jose Manuel Cuadrado Sanchez
Klarinette: Etele Dosa, Marina Sonntag
Horn: Alexandre Zanetta, Mario Pelicano Ortega Blancas
Fagott: Adrià Sánchez Calonge, Julia Marion
Kontrabass: Giacomo Albenga
Alexandre Zanetta hat mit 15 Jahre alt angefangen, Naturhorn zu spielen und zu studieren. 2013–2015 spielte er bei der Akademie für alte Musik Berlin. Gleichzeitig studierte er modernes Horn an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und an der Musikhochschule Lübeck.
2018–2021 studierte er Naturhorn an der Schola Cantorum Basiliensis bei Thomas Müller.
Er ist von verschiedenen Formationen und Orchestern engagiert, sowie Concerto Copenhagen, Collegium 1704, Netherlands Bach Society, La Cetra Barockorchester, Musica Fiorita, Insula Orchestra.
Alexandre Zanetta ist einen leidenschaftlichen Musikpädagoge. Er unterrichtet Waldhorn und Alphorn an der Musikschule Effretikon. Mit seinen Schülern exploriert er die Repertoire der Filmmusik und der aktuellen Pop-Musik.
KONZERT 1 | 2020
Download Programm, pdf
Dienstag 25. Februar 2020, 20 Uhr Wildt’sches Haus am Petersplatz 13, Basel
Für Vereinsmitglieder: Generalversammlung des Vereins ab 18.30 UhrV des Vereins ab 18.30 Uhr
Alessandro und Domenico Scarlatti und ihr Umfeld
Meister des Cembalos in Italien am Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert
Werke von
Bernardo Pasquini, Alessandro Scarlatti, Domenico Zipoli, Francesco Durante, Domenico Scarlatti
Edoardo Torbianelli – Cembalo
Eintritt frei, Kollekte
Für Vereinsmitglieder: Generalversammlung des Vereins ab 18.30 UhrV des Vereins ab 18.30 Uhr
Alessandro und Domenico Scarlatti und ihr Umfeld
Meister des Cembalos in Italien am Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert
Werke von
Bernardo Pasquini, Alessandro Scarlatti, Domenico Zipoli, Francesco Durante, Domenico Scarlatti
Edoardo Torbianelli – Cembalo
Eintritt frei, Kollekte
PROGRAMM
Bernardo Pasquini (1637–1710): Alemanda con 2 variationi Domenico Zipoli (1688–1726) Preludio (Largo) – Corrente (Allegro) – Sarabanda (Largo) – Giga (Allegro) g-moll Preludio – Gavotta (Allegro) c-dur Alessandro Scarlatti (1660–1725): Toccata seconda, Adagio und Follia (aus der «Toccata d’ottava stesa» ) Francesco Durante (1684–1755): Studio primo/Divertimento primo Domenico Scarlatti (1685–1757): Sonata g-dur K.124 ………………………………………………………………………………… ZUM PROGRAMM In den ästhetischen Veränderungen der Musik zur Zeit des Übergangs vom 17. zum 18. Jahrhundert erweiterte die italienische Kunst des Cembalospiels das frescobaldische Erbe (immer noch ein unverzichtbarer Bezugspunkt) anhand verschiedener Modalitäten. Die fünf Komponisten, deren Werke heute erklingen, spielen eine wesentliche Rolle in dieser Entwicklung. Ihre persönlichen Beziehungen und gegenseitigen Einflüsse helfen dabei, das Panorama der italienischen Tastenmusik dieses historischen Moments zu beleuchten. Es wurde überliefert, dass Domenico Zipoli und Francesco Durante direkte Schüler von Bernardo Pasquini waren. Dies stellt die neueste musikwissenschaftliche Forschung jedoch in Frage. Dennoch hat die Tradition, in welcher sich Zipoli und Durante bewegen, klar ihren Ursprung in der enormen Wertschätzung und Berühmtheit Pasquinis im musikalischen Italien jener Epoche Die edle, schöne und harmonievolle Spielweise dieses angesehenen Musikers, der an den prestigeträchtigsten Höfen Roms (u.a. Borghese, Chigi, Colonna, Pamphili) tätig war, machte ihn zu einem Vorbild des guten Geschmacks. Nicht zuletzt deshalb kamen zahlreiche ausländische Musiker extra auf die Halbinsel, um bei ihm zu lernen und den eigenen Stil zu perfektionieren. Bernardo Pasquini und auch Alessandro Scarlatti waren Mitglieder der Römischen Akademie von Arkadien, der auch u.a. Arcangelo Corelli angehörte. Ihre jeweiligen arkadischen Namen lauteten Protico Azeriano (Pasquini), Terpandro Azeriano (Scarlatti) und Arcomelo Erimanteo (Corelli). Durch ihre daraus resultierenden Beziehungen im akademischen Milieu, konnten sie zu einem raffinierten und avantgardistischen Musikgeschmack beitragen und für die europaweite Ausstrahlung ihres Kunstideals sorgen. Domenico Zipoli studierte kurzzeitig als Schüler Alessandro Scarlattis in Neapel, aber es war anscheinend eine konfliktreiche Beziehung, welche bald wieder aufgelöst wurde. Danach war er während der letzten Lebensjahre Pasquinis beruflich in Rom tätig und wird sich sicherlich ein Beispiel an der edlen Kunst Pasquinis genommen haben. Pasquinis Werke für Cembalo Solo (Kompositionen, welche uns wahrscheinlich nur eine Ahnung über seine damals berühmte extemporierende Begleitkunst geben) bestehen aus einem transparenten und expressiven Kontrapunkt, der selbst in seiner relativen Wesentlichkeit doch voller Süsse ist. Dieser Stil scheint tatsächlich einen erheblichen Einfluss auf die ausdrucksvollen Cembalokompositionen Zipolis ausgeübt zu haben. Kurz nach der Veröffentlichung seiner «Sonate d’Intavolatura per organo e cimbalo» wurde Zipoli Jesuitenmissionar und Kapellmeister bei den Reducciones, einem jesuitischen Missionswerk in Südamerika. Dort komponierte er angeblich fast keine relevante Klavierwerke mehr. Sein Praeludium und die Gavotte in C-Dur, heute Abend neben der Suite in g-moll zu hören, zeigen uns aber klar, dass eine Kompositionsweise mit brillanten, symmetrischen und sich wiederholenden Figurationen zu dieser Zeit schon als eine mögliche stilistische Alternative zu einem feineren, rhythmisch gebrochenen und mehr cantabilen Cembalostil angesehen wurde. Man könnte sich fragen, warum dann Alessandro Scarlatti, ein im Kontrapunkt sehr versierter Verfasser zahlreicher berührender religiöser Kompositionen und affektvoller Kammerkantaten, für seine Cembalowerke eine eher mechanische und trockene Schreibweise wählt. Eine Schreibweise, welche vor allem aus schnellen Figuren und engen Akkorden besteht, anstatt Imitationen und ausgeklügelte Stimmführung zu präsentieren. Ein didaktischer Hintergrund als Übungsstücke für die Fingerfertigkeit wird wohl kaum eine ausreichende Rechtfertigung anbieten. Ein aufkeimender «Zeitgeist», der die Fortsetzung und Entwicklung eines mutigeren und glänzenderen Ideals begünstigt hat, wäre vielleicht eine nicht triviale Erklärung. Und die allgemeine Ausrichtung des 18. Jahrhunderts auf diese ästhetische Typologie könnte dies bestätigen. In diesem Sinne unterstreichen die Sonaten von Francesco Durante (einem Zeitgenossen von Domenico Scarlatti, der zwar neapolitanisch, aber nicht an die Schule von Alessandro Scarlatti gebunden war), die klare Richtung der Cembalokultur in Italien in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die brillanten Figuren der Toccaten Alessandro Scarlattis werden unter anderem dazu beitragen, in den folgenden Jahrzehnten (und sogar Jahrhunderten) eines der typischsten Merkmale dieser Kompositionsgattung zu definieren: die Geschwindigkeit einer Bewegung ohne Unterbrechung der Kontinuität. Domenico Scarlattis Cembalo-Stil, der das väterliche Erbe agiler und moderner Figuren aufgreift, weiss dieses Erbe aber mit innovativer Fantasie und überraschender Dramaturgie zu kombinieren. So macht er die «Cembalo-Übungen» zu Meisterwerken der Eloquenz und Theatralik. Darüber hinaus bietet Domenico, durch die Übernahme traditioneller iberischer Musikmodelle, eine weniger graziöse, aber trotz einem gewissen Stolz ebenso elegante und anmutige Alternative zur damalig zunehmenden «Galanterie» an. Edoardo Torbianelli |
Der italienische Pianist Edoardo Torbianelli interessierte sich schon mit 20 Jahren für historische Aufführungspraxis und erforschte anhand schriftlicher Quellen und Tondokumente die Technik und Ästhetik des barocken, klassischen und romantischen Klavierspiels.
Er tritt als Solist und Kammermusikpartner in Europa und Kolumbien auf und bespielte historische Tasteninstrumente der wichtigsten Instrumentensammlungen. Seine zahlreichen CD-Produktionen wurden von der Presse lobend erwähnt und mit Preisen ausgezeichnet. An der Schola Cantorum Basiliensis und an der Hochschule Bern ist er seit 1998 resp. 2008 Dozent für Hammerklavier, Kammermusik und historische Aufführungspraxis. Daneben ist Edoardo Torbianelli Gastdozent mehrerer Institutionen in Europa und Kolumbien. 2014 wurde er an die Universität La Sorbonne in Paris (und ab 2018 am CRR Paris) für den instrumentalen Teil des neuen Masterstudium Musikologie/Fortepiano berufen. 2016–2019 war er «artist in residence» am französischen Musikzentrum Abbaye de Royaumont. |
Konzert 2
Mittwoch, 14. Oktober, 20 Uhr, Zinzendorfhaus, Leimenstrasse 10, 4051 Basel
Italienische Zeiten – Musik am Dresdner Hof des 17. Jh. – Ensemble Mandelkärn
Programm zum Herunterladen, Druck, Einzelseiten
Mittwoch, 14. Oktober, 20 Uhr, Zinzendorfhaus, Leimenstrasse 10, 4051 Basel
Italienische Zeiten – Musik am Dresdner Hof des 17. Jh. – Ensemble Mandelkärn
Programm zum Herunterladen, Druck, Einzelseiten
KONZERT 4/2019
Mittwoch, 27. November 2019, 20 Uhr, Kartäuserkirche, download Programm als pdf Ojos, pues me desdeñais Nationalsprache in der Monodie Spaniens und Frankreich des 17. Jahrhunderts Lina Marcela Lopez Sopran Maria Ferré Laute und Barockgitarre Lina Manrique Viola da Gamba Tiago Oliveira Tenor und Leitung Eintritt frei, Kollekte |
Programm
Étienne Moulinié (1599–1676) Por la verde orilla del claro Tormes Jeunes amours José Marin (1619?–1699) Que bién canta un Ruiseñor Marin Marais (1656–1728) Sarabande en Fá Majeur Piéces de Viole, Cinquiéme Livre (Paris 1725) Juan Hidalgo (1614–1685) Dulce Ruiseñor Juan Hidalgo (1614–1685)
Solo a nuestra Señora Étienne Moulinié (1599–1676) Beaux yeaux! Jeune Merveille Marin Marais (1656–1728) Prélude en Lá Mineur Piéces de Viole, Troisiéme Livre (Paris 1711) Juan Hidalgo (1614–1685)
Con tanto respecto adoro José Marin (1619?–1699) Yo la vi que por mí lloraba Ojos, pues me desdeñais Étienne Moulinié (1599–1676) Souffrez beaux yeux Marin Marais (1656–1728) Petit Rondeau en Ré Majeur Piéces de Viole, Troisiéme Livre (Paris 1711) José Marin (1619?–1699) Desengañemos ya Juan Hidalgo (1614–1685) Rompa el aire en suspirosn. |
Die Musikerinnen und Musiker
Geboren in Medellín, Kolombien, studierte LINA MARCELA LÓPEZ zuerst für ihren Bachelor in Komposition und Gesang an der EAFIT Universität in Medellín. Es folgte eine Spezialisierung in Alte Musik in der Schola Cantorum Basiliensis, in der Schweiz, unter Rosa Dominguez.
Sie ist eine begeisterte Liebhaberin des Polyphonischen Repertoires aus Renaissance- und Barockzeit. Im Solistischen Ensemble singt sie mit Ensembles wie La Fenice (Jean Tubery), Musica Temprana (Adrian Van der Spoel), Ensemble Elyma (Gabriel Garrido), La Grande Chapelle (Albert Recasens), La Chapelle Harmonique (Valentin Tournet), Daimonion Ensemble (Anaïs Chen-Maria Gonzalez), Melpomen (Conrad Steinmman) und Studio31 (Johannes Keller). MARIA FERRÉ schloss zunächst ihr Gitarrenstudium an der Musikhochschule Barcelona (Spanien) ab. Danach studierte sie Laute und andere historische Zupfinstrumente bei Rolf Lislevand an der Musikhochschule Trossingen (De) und bei Hopkinson Smith an der Schola Cantorum Basiliensis (Basel). Heute unterrichtet Maria Ferré an der Musikschule Birsfelden (BL) und konzertiert in vielen Ländern Europas und den USA mit verschiedenen Ensembles und Orchestern wie dem Ensemble L’Art du Bois, Ensemble La Traditora, Duo M&M mit Dominique Vellard, A Corte Musical, Quadrifoglio, La Cetra Barockorchester, Venice baroque orchestra, Freiburger Barockorchester, Concerto Köln. Maria Ferré ist inzwischen auf zahlreichen CD Einspielungen zu hören.
LINA MANRIQUE ist in Bogotá, Kolombien geboren. Sie studierte zunächst Barockgeige unter Chiara Banchini und Amandine Beyer in der Schola Cantorum Basiliensis. Während dieser Zeit wurde in ihr das Interesse an der Viola da Gamba geweckt, welcher sie sich mit einem Masterstudium unter Paolo Pandolfo widmete und das sie mit Cum Laude abschliesst.
An der Musikhochschule in Strasbourg studierte sie anschließend unter Martin Gester Kammermusik in einem Aufbaustudium. Sie hat auf renommierten Festivals musiziert, wie Utrecht Oude Muziek, Festival d’Ambronay, Bach Biennale Weimar, Ciclo de Música Sacra Maestro de la Roza und der Festival Bach in Lausanne. Regelmässig spielt sie mit Gli Incogniti, Les Musiciens du Louvre, Ensemble Elyma, Le Parlement de Musique, Il Divino Sospiro, Capriccio Barockorchester Basel, La Cetra Barockorchester Basel, Bremer Barockorchester, Scherzi Musicali und der Theatro dei Cervelli. TIAGO OLIVEIRA wurde geboren in Porto, Portugal, erhielt in seiner Heimatstadt seinen ersten Unterricht in den Fächern Gesang, Trompete und Komposition. Nach seinem Abschluss für Musik auf Lehramt in Portugal studierte er an der Karlsruher Musikhochschule Chordirigieren bei Prof. Martin Schmidt und Orchesterleitung bei Prof. Andreas Weiss. Danach folgte ein Gesangstudium mit Rosa Dominguez an der Schola Cantorum Basiliensis, das er 2013 abschloss.
Als Solist und Ensemblesänger wirkte er europaweit unter anderem unter der Leitung von Andrea Marcon, Thomas Hengelbrock und Jean Tubéry (La Fenice). Vergangene Engagements führten ihn unter anderem an das Concertgebouw in Amsterdam und im Rahmen der Münchner Opernfestspiele an das Prinzregententheater. Zum Programm Die grösste Entwicklung in der abendländlischen Musik im siebzehnten Jahrhundert war die Enstehung der Oper in Norditalien. Wie wurde diese Entwicklung in anderen Ländern wahrgenommen und wie wurde dieser Einfluss angenommen? Tanz- und Hofmusik wurden beeinflusst und haben in der Oper ihren Platz gefunden: es entstanden neue Formen, wie die Zarzuelain Spanien, die Tragédie Lyrique und die Opéra-Ballet in Frankreich. In Spanien gab es José Marin und Juan Hidalgo, der letztere der Vater der Zarzuela. Zwar schreiben beide auch im alten spanischen Stil Seguidillas, Pasacalles undFolías, tanzartige Lieder auf der Gitarre begleitet, meistens mit einfachen Texten, die von volkstümlichen Themen handeln, beeinflusst vom italienischen Stil schrieben sie aber auch sogenannte Lamentos,mit reichen Harmonien, Texten mythologischen Ursprungs und von hochpoetischer Qualität. In Spanien wird in der Zeit unterschieden zwischen geistlichen und weltlichen Liedern. Die Vilancicos, oft mit Texten die zwar weltlich scheinen, aber durchzogen von symbolischen Andeutungen zu geistlichen Figuren sind (z. B. Juan Hidalgo, Solo a nuestra Señora), und auf der anderen Seite die Tonos Humanos und die Cantadas Humanas (italienisch beeinflusst), die beide von weltlichem Charakter sind. Dieser Unterschied ist stärker am Text als am musikalischen Stil zu erkennen. Die Musik von José Marin hat wenig Einfluss auf die Bühnenmusik in Spanien gehabt. Nur einige von seinen Vilancicossind in Zarzuelasund Comediasvon anderen Komponisten mit anderen Texte zu finden. Juan Hidalgo hat neben seinen geistlichen Werken, die leider komplett verschollen sind, circa 20 Zarzuelas, Comedia Pastoralund zwei Operngeschrieben. Die Partnerschaft zwischen Hidalgo und dem Dichter und Dramaturg, Pedro Calderón de la Barca, ist 1660 der Anfang der spanischen Oper. Das erste Werk ist Celos aun del aire matan. Etiénne Moulinié versucht sich auch im spanischen und italienischen Stil, er ist einer der wichtigsten Komponisten der französiche Monodie, der Airs de cours und derAirs à boire. Wie in Spanien sind auch hier grosse Unterschiede zwischen dem musikalischen Charakter und der poetischen Qualität im Vergleich von der Air de Cours undAir à Boire zu sehen. Inhaltlich widmen sich die Airs de Cours überwiegend mythologischen Themen oder der romantischen Liebe, während in den Airs à Boiremeist das Hofleben und die Politik kommentiert werden, oft mit grossem Humor und Ironie (z. B. Soufrez beaux yeux, einem Dialog zwischen einem armen spanischen Ritter und einer französischen Hofdame in Paris). Auch mit Kompositionen im spanischer und italienischer Sprache bringt Etiénne Moulinié, dem Hof von Gaston d’Orléans, wo er lebenslang tätig war, die Musik en Vogueder ausländischen Höfe bei. Por la verde orilla del claro tormesein Beispiel hierfür. In den Instrumentaltänzen von Marin Marais werden alle diese Klänge und Sprachwelten verflochten. Marais, Schüler von Sainte-Colombe und Lully, ist eine zentrale Figur für die französichen Oper und der Musik seines Instrumentes, der Viola da Gamba. Er war von spanischer Musik fasziniert und schrieb die Folies d´Espagne. Titelbild:
Jan Thomas van Yperen (1617–1678) Infantin Margarita Teresa (1651–1673), im Theaterkostüm Kunsthistorisches Museum Wien |
KONZERT 2/2019
15. Mai 2019, 20 Uhr, Klingental Museum
Ecco la primavera – der Frühling erklingt im Klingental
Ensemble Seraphin
Raffaella Bortolini
Schalmei, Dulzian, Blockflöte
Rachel Heymans
Schalmei, Dulzian, Blockflöte
Ann Allen
Schalmei, Dulzian, Blockflöte
Daniel Serafini
Buisine, Zugtrompete
Eintritt frei, Kollekte
15. Mai 2019, 20 Uhr, Klingental Museum
Ecco la primavera – der Frühling erklingt im Klingental
Ensemble Seraphin
Raffaella Bortolini
Schalmei, Dulzian, Blockflöte
Rachel Heymans
Schalmei, Dulzian, Blockflöte
Ann Allen
Schalmei, Dulzian, Blockflöte
Daniel Serafini
Buisine, Zugtrompete
Eintritt frei, Kollekte
Programm
T’andernaken al op den Rijn – Tyling Trent 87, ff. 198v-199r Quant fiorist la violete / El mois de mai / Et Gaudebit– Anonym Montpellier Codex, f. 183v-186r Hui main au doz mois de mai / [Haec dies]– Anonimo Montpellier Codex, f. 234v En mai quant rosier florist / J’ai trouvé qui m’amera / Fiat – Anonym Montpellier Codex, ff. 369v-370v Nel prato pien de fiori – Anonym Reina Codex, ff. 09v-10r J’aim sans penser laidure– Guillaume de Machaut Machaut Vg, f. 325v Le ray au soleil –Anonym Lucca Codex, f. LXXXIII Le mois de Mai – Anonym Cyprus Codex, f. 143v Quan Ye voy le duç Tens venir – Anonym PanciatichiCodex, f. 90v Tres doulce Flour – Anonym Cyprus Codex, f. 122r Or qua conpagni – Anonym Rossi Codex, ff. 19v-20r Oselletto Selvagio – Jacopo da Bologna Squarcialupi Codex, ff. 12v-13r Echo la Primavera – Francesco Landini Squarcialupi Codex, f. 135r Je voy le bon Tens venir – Guillaume Dufay Reina Codex, f. 67r Ce Moys de May – Guillaume Dufay Reina Codex, ff. 103v-104r Je veul chanter de Cuer joyeux – Guillaume Dufay Oxford 213, f. 33v Handschriften: Cyprus Codex: Torino, Biblioteca Universitaria, MS J.II.9 Lucca Codex: Perugia, Biblioteca Comunale Augusta, MS 3065 Machaut Vg: Kansas-City, Private Collection of James E. and Elizabeth J. Ferrell, MS 1 Montpellier Codex: Montpellier, Bibliothèque de l'Université, MS H 196 Oxford 213: Oxford, Bodleian Library, MS Canon. Misc. 213 Panciatichi Codex: Firenze, Biblioteca Nazionale Centrale, MS Panciatichiano 26 Reina Codex: Paris, Bibliothèque Nationale, nouvelles acquisitions françaises MS 6771 Rossi Codex: Roma, Biblioteca Apostolica Vaticana, MS Rossi 215 Squarcialupi Codex: Firenze, Biblioteca Medicea-Laurenziana, MS Mediceo Palatino 87 Trent 87: Trento, Biblioteca Capitolare, MS BL[Trent 87] |
Ensemble Seraphim
Das auf Mittelaltermusik spezialisierte Ensemble wurde in 2015 gegründet und beschäftigt sich vor allem mit den Instrumenten der Alta Cappella: Schalmei, Pommer, Trompete und Schlagzeug, die es mit dem Klangkombinationen von Blockflöten, Dulzianen und Sängern abwechselt und damit eine kontrastreiche Atmosphäre schafft. Das Ensemble spielte in zahlreichen Konzerten und Festivals in ganz Europa mit dem Wunsch, den Leuten die Musik des Mittelalters auf eine originalgetreue aber auch einer originellen Art näher zu bringen. Nach einer erfolgreichen Konzertsaisaon 2018 mit dem neuen Programm «Wein und Rausch» rundum die Weinkultur in Europa hat das Ensemble sich etwas vergrössert und freut sich auf weitere spannende Projekte in der Schweiz, Frankreich, Italien, Belgien und Luxemburg. Zum Programm
Ecco la primavera – der Frühling erklingt im Klingental Die Winterzeit stand oft als Synonym für Verwirrung, Kälte, Krankheit und schliesslich für den Tod. Die Rückkehr des Frühlings und sein sanfteres Wetter war so für alle eine große Erleichterung und wurde damals mit noch mehr Vorfreude empfunden als in der heutigen Zeit. Dieser Jahreszeitenwechsel beeinflusste den täglichen Ablauf von ganzen Ländern und Reichen; Adel, Klerus, wie auch Bauern und den Rest der Bevölkerung. Daher dürfte es wohl kaum eine Überraschung sein, dass so viele Texte und Musiken zu diesem Thema in zahlreichen Handschriften über ganz Europa zu finden sind. Zur Verbreitung aller kulturellen Aspekte haben aber auch sicherlich Ereignisse wie z.B. das 17. Konzil der römisch-katholischen Kirche beholfen. Das Konzil wurde in 1431 von Papst Martin V. in Basel einberufen und hat sechs Jahren 25 mal getagt bevor es dann wieder nach Italien verlegt wurde. Dieses Zusammenkommen von Konzilsvätern mit ihren Karawanen, möglicherweise in Begleitung von Fürsten und deren Musikern muss damals wie auch heute noch eine grosse Vielfalt von Künstlern miteinander in Kontakt gebracht haben die dann das gesammelte Wissen wieder mit in ihre Heimat mitnehmen konnten. Stadtpfeifer, wie auch die Vögel, die von Ihrer Migration in wärmeren Gebieten zurückkehrten, lobten das Wiedererwachen des Lebens musikalisch und waren in der ganzen Stadt zu hören. «T’andernaken al op den Rijn», das erste Stück des Programmes, war in seiner originalen Form ein monophonisches Volkslied des XIV JH. Zum heutigen Tage sind uns zwei original Textfassungen erhalten, eine in flämischer die andere in deutscher Sprache. Die originale Melodie wie auch zahlreiche Arrangements sind in vielen Handschriften über ganz Europa zu finden. Für Sie, spielen wir heute eine textlose basse-dance-Fassung aus der Biblioteca Capitolare des Castello del Buonconsiglio di Trento. Diese Art von Tanz, war durchs ganze fünfzehnte Jahrhundert sehr beliebt und wurde oft von den Stadtpfeifern, der Alta Cappella, gespielt. Der Codex Montpellier ist die umfangreichste und eine der wichtigsten Mottetenhandschriften seiner Zeit. Der erste Teil entstand um 1280 und die letzten Stücke wurden zu Beginn des 14. Jahrhunderts nachgetragen. Die 328 Komposition in prä-frankonischer und frankonischer Mensuralnotation sind überwiegend Motette in zwei, drei und vier Stimmen. Es gibt einerseits Kompositionen mit geistlicher Thematik zur Huldigung von Maria und andererseits zahlreiche weltliche Motetten mit Themen wie Essen und Trinken, Liebe und Frühling. Oft ist eine oder mehrere Stimmen in französische Sprache gleichzeitig mit Stimmen in lateinischer Sprache ausgesetzt. Inwiefern die Bevölkerung zu dieser Zeit die Texte verstehen konnte, wenn sie gleichzeitig gesungen wurde, wissen wir nicht. Es ist daher möglich, dass eine teilweise oder vollständige Aufführung, in diversen Stimmgruppierungen oder eine instrumentale Darbietung für den damaligen, wie auch für den heutigen Hörer, die Musik zugänglicher erklingen kann. Im franko-flämischen Raum finden wir eine besonders hohe Anzahl von Liedern, deren Text die Ankunft des Frühlings mit dem erwachen der Liebesgefühle gleichsetzt. Guillaume de Machaut ist mit von den bedeutendsten und berühmtesten Komponisten des 14. Jahrhunderts, welcher auch für seine in großen monographischen Manuskripten mit gesammelten Gedichten berühmt ist. Hieraus stammt «J'aim sans penser laidure» ist ein monophonisches Virelai. Das Virelai war neben der Ballade und dem Rondeau eine von den 3 festen französischen Dichtungsformen für Tanz- und Liebeslieder. «Le ray au soleil» bringt uns auf unserer Reise nach Italien, genauer, nach Mailand wo Gian Galeazzo Visconti, der Stadtherr, die in 1386 aufgebrachte Initiative des Bischofes Saluzzo um den Bau des Doms zu beginnen sehr unterstützt. Schon in 1418 wird der Hauptaltar schon von Papst Martin V. eigeweiht. Die Sonne, in der Heraldik, steht für Ewigkeit, Größe und illustriert den Adel. Dieses Symbol wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder als Zeichen für Macht und Ehrgeiz, in die Wappen der ältesten Adelsfamilien in Europa eingefügt. Da der Dom Bau kein Akt von Großzügigkeit war, sondern dem späteren Herzog als Monument für sich und als Ausdruck der Visconti-Macht dienen solle, wurde in der 22m hohen Apsis diese Symbole der strahlenden Sonne in Form von farbiger Glasmalerei konzipiert. Das Morgenlicht des Sonnenaufgangs ab den ersten Februartagen wird durch die großen nach Osten gerichteten Apsiden Fenster gefiltert und überschwemmt den Dom mit einem warmen Farbenspiel welches Besucher und Gläubige helfen sollte sich auf den Auftakt des kommenden Frühlings zu freuen. Die Handschrift Torino – J.II.9 auch noch unter dem Namen Zypern Handschrift bekannt, wird heute in der Biblioteca Nazionale Universitaria di Torino aufbewahrt. Es wurde zum Anlass der Hochzeit zwischen Anne de Lusignan, Tochter von Janus, Regent der Insel, und Louis Herzog von Savoyen zusammengestellt. Die Hochzeit wurde am 14. Februar 1434 in Zypern gefeiert, anschliessend sollte sich die Königstocher auf den Weg zur neuen Heimat machen. Sie brauchte jedoch mehr als zwei Monate um sich von allen Familienmitgliedern, insbesondere ihren Brüdern, zu verabschieden, bevor sie schließlich aufbrach um ihren neuen Wohnsitz zu erreichen. Es besteht die Möglichkeit, dass die enthaltenen Kompositionen während der Reise, von denen sich an Bord befindenden Musikern gespielt wurden. In dieser eleganten Handschrift gibt es viele Texte, die den Frühling und die Ankunft vom Mai beschreiben, den Monat, der geplanten Ankunft von Anne in Savoyen. «Quan Ye voy le duç ten venir» dagegen, ist ein typisches Beispiel für eine Caccia: ein Genere der im 14. Jahrhundert sehr belieb war, aber deren Wurzeln schon im 13. Jahrhundert in Frankreich und England zu finden sind. Die Texte beschreiben meistens reale Handlungen wie zum Beispiel eine Jagdszene, das Werben einer begehrten Dame, einen Marktplatz, Vogel zwitschern im Wald, usw. Dieses dreistimmige Madrigal mit seinen zwei Oberstimmen, die sich im Kanon hintereinander herlaufen schildert wie der Frühling die Liebe erneut erwachen lässt. «Or qua conpagni» ist ein weiteres Beispiel für eine Caccia, hier im italienischen Stil. Quan Ye voy le duç ten venir spiegelte die melodischen Linien das Thema der Liebe wieder, hier im Gegenteil, mit raschen Wiederholungen von rhythmischen Figuren und sprachlicher Nachahmung von Geräuschen und Lauten (wau wau, miau, tock tock) die dem Textgebrauch entsprechen. Hier sind wir mitten im Wald auf der Jagd, eine äußerst wichtige Tätigkeit für Adlige und damaligen Großgrundbesitzer. Oft, im Fall eine Jagdszene, wird sogar das Erlegen des gejagten Tieres mit einem durchkomponierten rallentando widergespiegelt. Gestalten und Figuren, die zur Fauna und Flora gehören, werden häufig verwendet, um Metaphern auf unser mehr menschliche Welt wiederspiegeln zulassen. Im Fall von «Oselletto Selvagio», wird der Gesang der wilden Nachtigall geehrt und mit Melodien von großen Meistern wie Philippus de Caserta und Marchetus de Padua verglichen. Der Text der Ballade «Echo la Primavera» ist das bekannteste Beispiel für die Huldigung des Frühlings im italienischen 14.Jahrhundert. Der Frühling ist da, der das Herz fröhlich macht, die Jahreszeit, sich zu verlieben und heiteren Sinnes zu sein. Die franco-flämische Musik war in Italien sehr beliebt. In der Veneto Region kopierte Manuskripte wie z.B. der Codex Reina oder des Trento-Codex enthalten viele Kompositionen in französischer Sprache. Unter ihnen finden wir auch die Ballade «Je voy le bon tens venir» und das Rondeau «Ce moys de may“. «Je veul chanter de cuer joyeux» befindet sich in einer anderen Handschrift, die um 1430 in Venedig niedergeschrieben wurde und nun in England aufbewahrt wird. Die Hintergrundgeschichte ist für uns, als Alta Cappella, besonders spannend. In 1374 beauftragte Philipp II der Kühne, Herzog von Burgund, einen seiner Stadtpfeifer sich auf die Suche nach einem zusätzlichen Musiker zu machen. Daraufhin reist dieser nach Deutschland wo, zu der Zeit, die hervorragendsten Spezialisten zu finden waren. Er kehrte später mit Jehan de Dinant zurück welcher auch einen Eindruck bei Guillaume de Dufay hinterlassen haben muss. Wir können deshalb davon ausgehen, dass Dufay, der sich zu dem Zeitpunkt am Hof befand, ihm diese Komposition gewidmet hat, weil man seinen Namen deutlich aus den Anfangsbuchstaben der Leistenversstruktur des Rondeaus erkennen kann. |
KONZERT 1_2019, Mittwoch, 20. Februar 2019, 20 Uhr, Wildt’sches Haus, Petersplatz 13, 4051 Basel
En vogue?
Eine Auseinandersetzung mit romantischer Musik
Eine Auseinandersetzung mit romantischer Musik
Franz Schubert
Sonate für Arpeggione und Klavier D 821 (1824) in einer Fassung für Violine von Anton Diabelli
Louis Spohr
Sonate für Violine und Harfe WoO 23 (1805)
Programm als pdf herunterladen: Einzelseiten | A4
Sonate für Arpeggione und Klavier D 821 (1824) in einer Fassung für Violine von Anton Diabelli
Louis Spohr
Sonate für Violine und Harfe WoO 23 (1805)
Programm als pdf herunterladen: Einzelseiten | A4
Vera Schnider
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Eva Saladin
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Paragraph. Zur Bearbeitung hier klicken.
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Konzert 1/2019
Mittwoch, 20. Februar 2019, 20 Uhr
Wildt’sches Haus, Petersplatz 13, 4051 Basel Eintritt frei, Kollekte En vogue? Eine Auseinandersetzung mit romantischer Musik
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Programm
Franz Schubert Sonate für Arpeggione und Klavier D 821 (1824) in einer Fassung für Violine von Anton Diabelli
Louis Spohr Sonate für Violine und Harfe WoO 23 (1805)
Zum Programm Der ursprünglich aus Braunschweig stammende Louis Spohr (1784–1859) war einer der bedeutendsten Geigenvirtuosen des neunzehnten Jahrhunderts. Als begnadeter Violinpädagoge gründete er die sogenannte Kasseler Geigenschule und publizierte 1833 seine «Violinschule»: Eine Unterrichtsmethode, die nicht nur als Basis der modernen Geigentechnik, sondern auch als wichtige Quelle über die Ästhetik und die Spielart ihrer Zeit gilt. Neben seinen Aktivitäten als Lehrer war Spohr ein sehr produktiver Komponist und bereiste er als Solist ganz Europa. Über seine zahlreichen Reisen und die europäische Musikszene, die er während dieser Zeit kennenlernte, berichtet er in seiner im Jahr 1861 postum publizierten «Selbstbiographie». Wenn auch die in seiner Methode dargelegten Technik heute immer noch relevant ist (Spohr war der Erfinder des Kinnhalters!) gehören seine Kompositionen nicht zum beliebtesten und meistgespielten Repertoire: es zirkulieren hauptsächlich einige seiner Violinkonzerte und Kammermusikwerke, von denen viele nur zu Studienzwecken verwendet werden. Der grosse Teil seiner damals gut empfangenen Werke, von Oratorien und Opern bis zu Symphonien und Kammermusik in allen möglichen Besetzungen, ist heute in Vergessenheit geraten. Dabei war Spohr, wie man seiner Autobiographie entnehmen kann, ein höchst inspirierter, wohlgebildeter und experimentierfreudiger Komponist. Eine auffallende Gattung in seinem Repertoire an Kammermusik ist das Duo für Violine und Harfe. Verheiratet mit der ebenfalls sehr bekannten Harfenistin Dorette Scheidler-Spohr, schuf Louis Spohr für ihn selbst und seine Frau viele Sonaten und konzertante Duos, die sie auf verschiedensten europäischen Bühnen erfolgreich darboten. Die für dieses Programm ausgewählte Sonate in c-Moll ist eines der früheren Werke Spohrs, die noch ohne Kinnhalter spielbar sind. Aus Harfensicht erinnert die Sonate stark an die Fantasie c-Moll für Harfe solo. Insgesamt ist die Harfenstimme in dieser Sonate allerdings noch nicht so eigenständig wie in den späteren Sonaten, sondern dient vor allem der Begleitung der eher gesanglich als virtuos auftretenden Geige. Neben dieser vergessenen Spohr-Sonate erklingt im Konzert ein sehr bekanntes, gleichzeitig auch etwas rätselhaftes Werk von Franz Schubert (1797–1828). Auch wenn dieser zu seinen Lebzeiten nicht halb so erfolgreich war wie Louis Spohr, wird er heute um so mehr als einen der wichtigsten Vertreter der Romantik gesehen. Seine Briefe lassen eine melancholische, immer suchende Seele durchblicken, was man heutzutage als romantisches Merkmal schlechthin betrachtet; der Unterschied mit dem zuversichtlichen, gar selbstzufriedenen Ton in Spohrs Autobiographie ist bemerkenswert. Seine Sonate schrieb Schubert 1824 für die Arpeggione, ein im Jahr davor von einem Wiener Geigenbauer neu erfundenes Instrument. Sie ist eine Art Hybrid aus Violoncello und Gitarre: gestimmt und mit Metallbünden versehen wie eine Gitarre, wird sie aber wie ein Cello gehalten und gestrichen - sie wurde insbesondere für ihren grossen Tonumfang und ihre vielfältigen klanglichen Möglichkeiten gepriesen. Heute wird die Arpeggione aber kaum noch gespielt und man führt das Stück vor allem auf Violoncello auf. Auch wurde es mehrmals für andere Instrumente bearbeitet: die Version für Violine und Klavier stammt aus der Hand von Anton Diabelli (1781-1858), Schuberts Herausgeber und eine wichtige Figur im Wiener Musikleben der damaligen Zeit. Diabellis Bearbeitung wird in unserer Aufführung erweitert zu einer Fassung für Violine und Harfe - ganz im Sinne einer Salonkultur in der sich Klavier und Harfe sehr nahe standen. Der Klavierpart lässt sich dabei ganz ohne Änderungen auf die Harfe übertragen. Der Geige fehlt die tiefe Lage der Arpeggione bzw. des Cellos, also erklingt die Sonate eher im höheren Register, was nicht viel von der Lage in Schuberts anderen Werken für Violine abweicht. In diesem Programm hört man zwei komplett verschiedene Ästhetiken, die aber zur gleichen Zeit im deutschsprachigen Raum entstanden sind: der staatsmännische Spohr neben dem Bohemien Schubert. Die heute quantitativ umgekehrte Rezeption der beiden stellt die Frage, was denn der romantische Zeitgeschmack genau meint und was das für uns als Interpretinnen heute bedeutet. |