Verein zur Förderung von Basler Absolventen auf dem Gebiet der Alten Musik
  • Willkommen
  • Festtage 2021
  • Festtage 2017
  • Festtage 2015
  • Festtage 2013
  • Festtage 2011
  • Verein
Konzert 3 | Konzertreihe – Festtage Alte Musik
Mittwoch, 11. Oktober 2023
Predigerkirche, Basel
20 Uhr

Cum Sancto Spiritu

Marian Polin

Stücke für Orgel von
Antonio de Cabezón, Jehan Titelouze, Nicolas de Grigny, Johann Sebastian Bach
Eintritt frei, Kollekte

CUM SANCTO SPIRITU​

Antonio de Cabezón (1510–1566)    
Tiento Sobre Cum Sancto Spiritu
(nach Josquin Desprez)
Aus: «Obras de música para tecla, arpa y vihuela» (Madrid, 1578)

Jehan Titelouze (1563–1633)    
Veni Creator Spiritus         
Verset 1 – Choralis in Basso
Verset 2 – Choralis in Canto
Verset 3 – Canon in Diapason
Verset 4 – à 4

Nicolas de Grigny (1672–1703)        
Veni Creator Spiritus         

1.    Veni Creator en taille à 5 (Plein jeu)
2.    Fugue à 5
3.    Duo
4.    Récit de Cromorne
5.    Dialogue sur le grands jeux
Aus: «Livre d’orgue» (Paris,1701)

Johann Sebastian Bach (1685–1750)    
Komm, Heiliger Geist, Herre Gott
alio modo à 2 Clav. e Pedale BWV 652
Aus: «18 Leipziger Choräle»


Piece d’Orgue BWV 572

Zum Programm
Das heutige Orgelkonzert auf ist stilistisch von den beiden Orgeln der Predigerkirche inspiriert: der Schwalbennest-Orgel im Stil der Frührenaissance (Bernhard Edskes, 1985) und der Hauptorgel (Andreas Silbermann, 1767; rekonstruiert von Metzler Orgelbau 1978). Diese bieten die klangliche Basis, um anhand von Kompositionen zum Thema «Heiliger Geist» eine Entwicklungslinie von der spanischen Hochrenaissance über den frankoflämischen bis hin zur Adaptierung des ikonischen französischen Barockstils auf die Orgel, sowie dessen Rezeption durch J. S. Bach.
Der blinde Organist Antonio de Cabezòn (ca. 1510–1566) wurde im Alter von 16 Jahren Organist der Kaiserin Isabella, einer Zeit, als die kaiserliche Kapelle Karls des V. unter der Leitung des berühmten Nicolas Gombert stand. Er sollte sein Leben lang in habsburgischen Diensten bleiben und mehrere Reisen, unter anderem nach Deutschland und Österreich, unternehmen. 1578 erschien posthum sein Hauptwerk «Obras de música para tecla, arpa, y vihuela», in dem unter anderem 12 sogenannte «Tientos» (zu Deutsch etwa «Versuche») enthalten sind, welche von der polyphonen Motette inspirierte Instrumentalstücke darstellen. Einige davon gehen direkt auf ältere Meister zurück, so ist der «Tiento sobre Cum sancto Spiritu» eine klare Reminiszenz an den berühmten Josquin des Prez und paraphrasiert einen Abschnitt seiner «Missa de Beata Vergine».
Jehan Titelouze (1563–1633) war Organist an der Kathedrale von Rouen und gilt als Begründer der französischen Orgelmusik, indem er sowohl in der Komposition als auch im Orgelbau erstmals gewisse bleibende Standards definierte. Sein Werk steht an der Schwelle zwischen Renaissance und Barock. Sein Hauptwerk «Hymnes de l›Église pour toucher sur l›orgue, avec les fugues et recherches sur leur plainchant» (1623) enthält auch den Pfingsthymnus «Veni Creator Spiritus», welcher traditionell in der Vesper der Pfingstoktav seinen Platz hat. Für die Alternatim-Praxis vertonte er 4 der 7 Strophen auf unterschiedliche Weise, indem der Cantus Firmus unverziert und in grossen Notenwerten zuerst im Bass, Cantus und Tenor verarbeitet, bevor dieser im letzten Teil im alten Stil imitatorisch verarbeitet wird. Die Musik von Titelouze ist im weitesten Sinne als «kontinental» zu betrachten und noch weit entfernt von dem, was wir heute als «französisch barock» bezeichnen. Bis zur Prachtentfaltung von Versailles und der Definition des charakteristischen französischen Barockstils (vor allem durch die beherrschende Figur des «Surintendant de la musique du Roy», Jean Baptiste Lully) sollte noch ein gutes Vierteljahrhundert ins Land ziehen. Jener Stil begann sich alsbald auch in der Orgelmusik niederzuschlagen und wurde mit den althergebrachten Techniken der Cantus Firmus-Bearbeitung verbunden.
Der junge Nicolas de Grigny (1672–1703), der fast zeitlebens an der Kathedrale von Reims Organist war, wurde sehr geprägt von Guillaume Nivers, dem Organisten der «Chapelle royale» in Versailles. In seinem «Livre d’orgue» (Paris, 1699) präsentiert er neben Orgelmessen auch Hymnen für den alternatim-Gebrauch, darunter das fünfsätzige «Veni Creator».  Der erste Satz (Plein Jeu) führt den Cantus firmus pedaliter streng «en taille» (im Tenor) durch, wogegen sich die folgenden vier Sätze «Fugue à cinq», «Duo», «Récit de Cromorne» und «Dialogue sur les grands jeux» keine Choral-Durchführungen im engeren Sinne darstellen, sondern leiten nur das Kopfmotiv und einzelne melodische Elemente aus dem Cantus Firmus ab. Es handelt sich für sich genommen um Miniaturen, die bei einer Alternatim-Afführung zwar den Duktus und die modale Färbung des wiederkehrenden Chorals bewahren, aber eher orchestrale Aspekte wie Oboen-Consorts oder den Wechsel zwischen verschieden Holzbläsern imitieren. De Grignys Orgelbuch wäre nicht zuletzt von solcher Bedeutung, wäre es nicht vom jungen Johann Sebastian Bach (1685–1750) abgeschrieben worden, wahrscheinlich als er als Lateinschüler 1700–1702 in Lüneburg weilte. In einigen von Bachs Choralvorspielen, besonders jenen mit koloriertem Diskant oder Cantus Firmus im Tenor, erahnt man durchaus den französischen Einfluss. Gerade im 3. Teil der Clavierübung offenbart sich der gereifte Bach noch einmal als «Franzose im Herzen», etwa in dem er klassische Formen wie etwa «Tierce en taille» oder wiedererkennbare Tänzrhythmen mit den Techniken der Choralbearbeitung verbindet.
Das Choralvorspiel «Komm Heiliger Geist, Herre Gott» verarbeitet auf kunstvolle Weise das gleichnamige Luther-Lied, das wiederum auf die gregorianische Antiphon zum Magnificat der Pfingst-Vesper («Veni Sancte Spiritus, reple tuorum corda fidelium»), zurückgeht. Bach schreibt hier eines seiner am grössten angelegten Choralvorspiele, indem er der Vorimitation der 9 Melodieeinsätze auffallend grossen Raum gibt und dem Stück damit eine fast überirdische Ruhe verleiht. Der bedächtige Schritt einer Sarabande sowie die zahlreichen Verzierungen erzeugen innerhalb weniger Takte einen Hauch von französischer «Grandeur». Zum Thema heiliger Geist hat Bach naturgemäss viel komponiert, jedoch ist eines der «pfingstlichsten» Stücke die Fantasie in G-Dur, auch genannt «Piece d’Orgue». Die Tonart G-Dur ist nach Charpentier «süss und freudig», in der sich bei Bach Stücke im Dreiertakt häufen. Diese wiederum weissen schon durch ihre Struktur auf den Heiligen Geist, die «Dritte Person» hin, was sich hier durch eine insgesamt dreiteilige Anlage nochmals verstärkt. So beginnt das Stück mit heiterem Laufwerk im 12/8 (also 4x3), das den Hörer etwa an das Flattern einer Taube (Symbol für den Heiligen Geist) erinnern mag, geht dann in einen grandiosen Mittelteil über, in dem Bach einen fünfstimmigen Satz in bester französischer Manier mit nicht enden wollenden Sept- und Nonvorhalten anreichert und damit eine, selbst für seine Massstäbe, unerhörte Feierlichkeit entfaltet. Diese scheinbar nicht enden wollende Himmelslust reisst abrupt mit einem verminderten Septakkord ab und lässt den Zuhörern den Atem stocken, bevor er im 3. Teil (Hl. Geist) durch noch waghalsigeres Laufwerk harmonisch gehörig in die Irre geführt wird. In den kleinen Figuren mit 2x3 32stel-Noten mag man unschwer die Feuerzungen des Heiligen Geistes erkennen, unter die sich nach langem Pulsieren des Pedals schliesslich der erlösende Orgelpunkt einstellt und unmissverständlich auf den Heimathafen G-Dur verweist. Nachdem von diesem Stück kein Autograph erhalten ist, herrscht über dessen Entstehung seit jeher eine Diskussion. Die Handschrift von J. G. Walther stammt von frühestens 1717 und beschränkt den Pedalgebrauch auf wenige Töne, während B. C. Kayer 1722 für den Mittelteil «Pedalle continu» vorschreibt. Bis auf den Orgelpunkt ist das Stück gänzlich manualiter ausführbar, was möglicherweise auf das Cembalo verweist. Das in T. 94 verlangte und aus organistischer Sicht enigmatische Kontra-H ist auf besaiteten Tasteninstrumenten ebenso häufiger vorzufinden als auf Orgeln.
Marian Polin

Picture
Marian Polin ist Dozent für Kirchenmusik am Konservatorium «Claudio Monteverdi» in Bozen/Südtirol (I), künstlerischer Leiter des OrgelKunst-Festivals Vinschgau-Meran sowie des Ensembles für Alte Musik «La florida Capella». 2021 initiierte er die Konzertreihe «Innsbrucker Hofmusik» mit, welche sich vor allem dem habsburgischen Repertoire des 16. bis 18. Jahrhunderts widmet und deren Leiter er ist.
Polin studierte Kirchenmusik, Orgel, Generalbass/Cembalo in Wien, Linz, Freiburg/Fribourg und Basel; zu seinen prägendsten Lehrern zählen Maurizio Croci, Jörg-Andreas Bötticher, Wolfgang Glüxam, Brett Leighton und Pier Damiano Peretti.
Als Solist, Ensembleleiter und Continuospieler ist er regelmässig zu Gast bei internationalen Festivals, darunter Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, Festival Musik & Kirche Brixen, Tage Alter Musik in Herne, VielKlang Festival Tübingen, «I Tesori d’Orfeo» Pavia, Stockholm Early Music Festival, Orgelfestival Freiburg/Fribourg, Orgelfestival Braga, Orgelfestival «Organy Srebrnego Miasta» Olkusz, Organi storici in Cadore, Bozner Orgelsommer.
Für seine Arbeit wurde Polin mit mehreren Preisen ausgezeichnet: 3. Preis beim «Grand Prix d’Echo (Treviso, 2017); H. I. F. Biber-Preis für Alte Musik (St. Florian, 2021); 1. Preis beim Internationalen Orgelwettbewerb «Daniel Herz» (Brixen, 2022). Weiters war er Stipendiat der «Fondation Académie d’Orgue Fribourg/Freiburg» und erhielt den «Prix d‘excellence» für seine wissenschaftliche Abschlussarbeit an der Haute École de Musique Lausanne.
Seine Beschäftigung mit Alter Musik wird durch eine Reihe von CD- und Videoeinspielungen dokumentiert, darunter (Erst-)Einspielungen von Faitelli, Legrenzi, Piscator, Cazzati oder als jüngste Projekte die «Sacri musicali affetti» von Barbara Strozzi (F. Fiorio/La florida Capella) sowie die Marienvesper von Claudio Monteverdi u.a. an der Ebert-Orgel von 1558 (Ensemble der Innsbrucker Hofmusik/YouTube-Kanal «Südtirol in concert»).

Picture
V O R A N K Ü N D I G U N G

Festtage Alte Musik 2024, 
19. – 21. April 2024
 

Vanitas vanitatum
vom Barock ins 21. Jahrhundert

Vier Konzerte und ein Vortrag zur Vergänglichkeit
Uraufführung eines Werkes von Lukas Langlotz

Programm*

Freitag, 19.4.2024 
19.30 Uhr, Klingental 
Vanitas vanitatum 
Konzert, Violoncello und Klavier 
Werke von R. Schumann und F. Chopin mit Christophe Coin, Violoncello, und 
Akiko Ebi, Fortepiano 
​

Samstag, 20.4. 2024 
17 Uhr, Klingental 
Vortrag Dr. Gian Casper Bott: 
Glücksrad, Totentanz und Vanitas 
Musik als Zeitmetapher in der abendländischen Malerei 

19.30 Uhr, Klingental 
Konzert für Bariton (Dominik Wörner) und Streichquartett 
(Plamena Nikitassova u.a.) 
Kompositionsauftrag Lukas Langlotz und Werke von Franz Schubert 

Sonntag, 21.4. 2024 
11 Uhr, Wildt’sches Haus 
Musik und Lyrik aus dem Dreissigjährigen Krieg 
Ensemble Capricornus, 
Markus Jans, Rezitation 

​17 Uhr, Klingental 
Opern-Arien und Instrumentalmusik von Antonio Vivaldi 
Konzert des Ensembles F mit Dominik Wörner (Bariton) und Miho Fukui (Barockfagott) 

* Änderungen vorbehalten. Planungsstand Juli 2023
Konzert 4 | Saison 2023
​Mittwoch, 6. Dezember 2023 

20 Uhr
Miserere
«Französische Polyphonien für Frauenstimmen in Abteien des 17. Jahrhunderts»
Ensemble Correspondances
Sébastian Daucé, Leitung
Das waren die Konzerte 2023
Programm als pdf 
Plakat als pdf 

Konzert 2 | Konzertreihe – Festtage Alte Musik
Mittwoch, 30. August 2023
Peterskirche, Basel
20 Uhr

Pirame et Tisbé
​Französische Kantaten von
Louis-Nicolas Clérambault (1676–1749)

a nocte temporis
Reinoud Van Mechelen, Countertenor,  Leitung
Anna Besson, Barockflöte
Joanna Huszcza, Barockvioline
Loris Barrucand, Cembalo
Myriam Rignol, Viola da gamba
Eintritt frei, Kollekte


Programm
Louis-Nicolas Clérambault (1676–1749)

Françoises Mellées de Simphonies Kantaten. Buch III. Paris, 1716.
Apollon
Kantate über den Frieden, für Solostimme und Symphonie


Françoises à I. et II. Voix Cantatas.
Mit und ohne Sinfonie. Buch I. Paris, 1710.
Le Jaloux
Zweite Kantate für Solostimme und Symphonie


Françoises Mellées de Simphonies
Kantaten. Buch II. Paris, 1713.
Pyrame et Thisbé
Vierte Kantate für Solostimme und Symphonie


Programm als pdf zum herunterladen

Konzert 1 | Konzertreihe – Festtage Alte Musik

Dienstag, 23. Mai 2023
Wildt’sches Haus, Basel
20 Uhr
​


Pour le Plaisir du Roi
Hofmusik von Lully, Paisible, Dornel, Bodin de Boismortier und Reinhard Keiser

Ensemble La Petite Écurie

Miriam Jorde Hompanera – Barockoboe
Valerie Colen – Barockoboe
Marc Bonastre Riu – Taille
Giovanni Battista Graziadio – Barockfagott
Philipp Lamprecht – Perkussion

​Eintritt frei, Kollekte

​
La Petite Écurie

La Petite Écurie ist ein international besetztes Ensemble bestehend aus Barockoboen (franz.«Hautbois»), Taille, Barockfagott und historischen Schlaginstrumenten.
Hautboistenensembles waren im späten 17. und 18. Jahrhundert äusserst beliebt. Ausgehend von der «Grande écurie» Ludwigs XIV., in der neben anderen Formationen die meisten seiner Bläser angestellt waren, verbreitete sich die beliebte Oboe samt Hautboistenbande bald im restlichen Europa. Es entstand ein vielseitiges Bläser-Repertoire, welches La Petite Écurie pflegt.
2018 gegründet, stösst La Petite Écurie auf reges Interesse bei Publikum und renommierten Konzertveranstaltern. So musizierte das Ensemble bei den Internationalen Barocktagen in Melk, beim Kammermusikfest Lockenhaus (AT) und auf den Festivals in Urbino (IT) und Valletta (Malta). 2020 wurde das Barockensemble in das European Early Music Network aufgenommen.
Ausserdem lud die Philharmonie Luxembourg das Ensemble ein, Teil eines Theaterstücks für Kinder zu sein.

2021 nahm La Petite Écurie ihr Debut-Album «The Queen’s Favourites» für das Label Arcana (Outhere Music) auf. Weitere Einspielungen sind bereits in Planung.Im August 2022 stellte der Musikjournalist Marcus Stäbler das Ensemble in einer einstündigen Sendung auf NDR Kultur einer breiten Öffentlichkeit vor. Abgesehen von Originalmusik für Hautboistenbande spielt das Ensemble auch erweitertes Repertoire, darunter Traditionals und moderne Musik, welche teilweise für das Ensemble bearbeitet wird.

Demnächst wird das Ensemble bei den Tagen Alter Musik Regensburg und dem BachFest Leipzig auftreten.
Konzert in Rahmen der Generalversamlung 
Mittwoch 22. März 2023 
Wildt’sches Haus, Basel 
20 Uhr

Come Farfalla
Unbekannte Madrigale aus Apulien (1582)
Werke von Baseo und Palestrina

Schola Cantorum Barensis
Cristina Fanelli – Cantus
Matteo Pigato – Altus
Roberto Rilievi – Quintus
Riccardo Pisani – Tenor
Michele Dispoto – Bassus

Gilberto Scordari – Leitung


​Programm
Francesco Antonio BASEO (fl. 1573–1582)
I.     Quercia superba e lieta (prima parte)
II.    Da’ tuoi dorati rami (seconda parte)
III.    L’arme tue furon gl’occhi (prima parte)
IV.    L’angelica sembianza (seconda parte)
V.    Fuggi ‘l sereno e ‘l verde
XIX.    Se ben non veggon gl’occhi

Giannetto da PALESTRINA (1525–1594)    
Io son ferito ahi lasso

Version aus F.A. Baseo, Primo libro (1573)

Francesco Antonio BASEO
XI.    Come farfalla (prima parte)
XII.    E d’appressarmi tremo (seconda parte)
XIII.    Forz’è ch’io trovi (prima parte)
XIV.    Muse beate (seconda parte)
XX.    Se mai colpo d’amor
XXI.     Basciami vita mia

Zum Programm
Die unbekannte Gestalt des aus Lecce stammenden Komponisten Francesco Antonio Baseo steht im Mittelpunkt einer Epoche – der letzten dreissig Jahre des 16. Jahrhunderts –, die in dem südöstlichen Teil des Königreichs Neapel, der Terra d›Otranto, von grossem kulturellen Eifer geprägt war. Von Baseo sind drei Sammlungen im Druck überliefert, die alle in Venedig veröffentlicht wurden: eine Sammlung von Canzoni villanesche alla napolitana (1573) und zwei Sammlungen von Madrigali a cinque voci (1573 und 1582). Diese Veröffentlichungen sind die einzigen Quellen, die uns zur Verfügung stehen, um seine Biografie zu erforschen. Aus den Kopfzeilen der beiden Madrigalbücher erfahren wir, dass er – vermutlich ununterbrochen über einen Zeitraum von neun Jahren – Maestro di Cappella an der Kathedrale von Lecce war; das Vorwort und die Autorenliste des Villanellenbuchs hingegen führen uns in das dichte Beziehungsgeflecht des Baseo mit dem Adel von Lecce ein: von Mettola bis Guidani, von Mareschallo bis Santo Pietro del Negro. Geboren in einer Familie wahrscheinlich venezianischer Herkunft (Baseo: von Baxejo, Basegio, Baseggio), war Francesco Baseo nicht nur ein Künstler, der tief in das soziokulturelle Gefüge der Stadt Lecce integriert war, sondern auch ein Lehrer für einige Vertreter der nächsten Generation von Musikern des Salento. Die beiden Veröffentlichungen von 1573 zeigen, dass er die repräsentativsten Kompositionen eines bestimmten geografischen Kontextes sammeln wollte: Die Villanellen-Sammlung bietet einen Querschnitt der repräsentativsten Komponisten von Lecce, während das Madrigalbuch eine Auswahl der wichtigsten Komponisten präsentiert, die in jenen Jahren zwischen Rom und Neapel tätig waren. So finden sich darin Unikate von Ortiz, Da Nola, De Monte und Roy, sowie eine kostbare, unveröffentlichte Version von Palestrinas Io son ferito ahi lasso, die im Mittelpunkt des Konzerts steht. Die Veröffentlichung von 1582 – aus der die heute Abend aufgeführten Madrigale stammen – verlieh Baseo endgültig die Weihe als Komponist: Neunzehn der einundzwanzig Madrigale in der Sammlung sind seine eigenen Kompositionen. Die Sammlung, gewidmet Ferrante Caracciolo, dem Gouverneur der Provinzen Otranto und Bari, basiert auf weitgehend anonymen Texten (vielleicht von Baseo selbst verfasst) und in einigen Fällen auf Werken von Francesco Petrarca (Madrigale III, IV und V) und Ludovico Ariosto (XIX). Der kompositorische Stil ist raffiniert und solide: Die homorhythmische Schreibweise – verwendet in den Incipits und in einigen Abschnitten, in denen der Text eine «chorische» Betonung erfordert (Madrigal I und IV) – lässt Raum für einen straffen Kontrapunkt (Madrigal V und XII) und baut mit grosser Ausgewogenheit auf den verschiedenen Textepisoden auf (Madrigal XIII); nicht selten überrascht der Komponist mit harmonischen Lösungen von hervorragender Qualität (che gran tempo brami in Madrigal II, tal io misero son in Madrigal XI, la speranza morta in Madrigal XIX). Es ist schwierig, mit Sicherheit zu sagen, woher eine solche kompositorische Meisterschaft stammt, vor allem in Ermangelung einer angemessenen Dokumentation. Offensichtlich ist jedoch, dass Baseos Kompositionen ähnliche Züge aufweisen wie andere apulische Komponisten derselben Generation (Primavera, Felis, Effrem), die zwischen den 1650er und 1670er Jahren in neapolitanischen Musikkreisen verkehrten, zur gleichen Zeit, als Neapel – in enger Synergie mit Rom – die Heimat von Komponisten des Kalibers von Philippe De Monte, Orlando di Lasso und Diego Ortiz war. Es ist daher nicht auszuschliessen, dass auch Baseo selbst diese Komponisten direkt aufgesucht hat. Dies würde erklären, warum er über unveröffentlichte Manuskripte von Ortiz, Da Nola, Roy, Palestrina und De Monte verfügte. Die Möglichkeiten, Licht in die Geschichte dieses Komponisten zu bringen, scheinen vielfältig zu sein, aber es ist sicher, dass die unerwartete Qualität seines Werks einen neuen Impuls im Mare magnum der Dokumente auslöst, um in der Gegenwart eine lebendige Erinnerung an diese fruchtbare Vergangenheit zu schaffen.                        
Gilberto Scordari
> Programm als pdf
> Plakat als pdf


Schola Cantorum Barensis
Die Schola Cantorum Barensis ist ein Gesangs- und Instrumental-Ensemble spezialisiert auf das musikalische Repertoire des 16. und 18. Jahrhunderts. Gegründet und geleitet von Gilberto Scordari, die Schola präsentiert sich seit seiner Gründung als Ort der Begegnung zwischen Musiker aus Apulien und Artisten aus anderen Teilen des europäischen Kontinents; Debüt in Bari im Dezember 2018 mit der Eröffnung des Barion Festival (Bari) mit einem Programm zur deutschen Adventsmusik des 17. und 18. Jahrhunderts (Bach, Bruhns, Schütz, Praetorius). Die besondere Aufmerk­samkeit für die Wiederherstellung und Auf­wertung des unveröffentlichtes Repertoires der apulischen Schule hat das Ensemble dazu gebracht, seine erste CD-Aufnahme zu widmen – das 2021 für das Label DA VINCI und Gegenstand dieses Konzerts veröffentlicht wurde – an Francesco Antonio BASEO. Im November 2022 erschien, ebenfalls für DA VINCI, die Aufnahme der Mottetti von Giulio San Pietro DEL NEGRO (ca.1565–1620), einem Schüler von Baseo der aktiv in Mailand und Pavia war.


Das waren die Konzerte des Jahres 2022.
Picture
K O N Z E R T  4
Wildt’sches Haus
Mittwoch, 23. November 2022
20 Uhr


Galanter Blumenstrauss – Musikalische Blüten vom Berliner Hof
Ensemble Flor Galante


Friedrich der Grosse gilt als glühender Liebhaber der Künste, insbesondere der Musik. Obwohl ihm sein strenger Vater, Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., das Flöte spielen und andere künstlerische Betätigungen zu verbieten versuchte, scharte der junge Friedrich bereits als Kronprinz erlesene Musiker um sich. 1736 übersiedelte er mit einer 17-köpfigen Kapelle von Ruppin nach Rheinsberg und verbrachte dort auf seinem Musenhof die «glücklichsten Jahre seines Lebens». Mit der Thronbesteigung 1740 nahm Friedrich die Rheinsberger Hofkapelle mit nach Berlin und erweiterte sie königlich. Die Musik erfüllte ihm einerseits repräsentative Zwecke. Anderes spielte sich im Privaten ab – in kleinen kammermusikalischen Kreisen, wo sich der König unter Gleichgesinnten der geliebten Traversflöte widmen konnte. Kein Wunder, dass er sich dafür einige der besten Interpreten seiner Zeit an den Hof geholt hatte, die ihm teilweise bis an ihr Lebensende treu blieben.

​
Picture
K O N Z E R T  3
Wildt’sches Haus
Mittwoch, 28. September 2022,
20 Uhr 

​A Bird Fancyer’s Delight 
Ensemble Sonorità 
Werke von Uccellini, Monteverdi, Purcell, Hotteterre, Williams u.A.


Mit zwitschernder Instrumentalmusik aus dem 16. und 17. Jahrhundert lädt Ensemble Sonorità ein zu „A Bird Fancyer’s Delight“. Ausgehend vom gleichnamigen kleinen Flageolett Traktat aus dem 17. Jahrhundert, hat das junge Ensemble Triosonaten und Solostücke aus England, Frankreich und Italien zu einem vom Vogelgesang inspirierten Programm zusammengestellt. Es erklingen Werke mit einem eindeutig lautmalerischen Bezug, aber auch Adaptionen von Vokalmusik, die sich im abstrakten Sinne mit der Figur des Vogels befassen. In Grounds und eigenen kleinen Improvisationen können Sie die Spielfreude des Ensembles erleben, das, dem Namen Sonorità nach, stets mit einer Fülle von Klangfarben experimentiert.




Picture
K O N Z E R T  2 
Galeriesaal Volkshaus, Basel
Mittwoch, 22. Juni 2022, 20 Uhr

Johann Sebastian Bach
Goldberg-Variationen
Diego Ares




Die Goldberg-Variationen gelten als Klassiker der Cembaloliteratur und sind Gegenstand der gelehrtesten und raffiniertesten Studien und Analysen. Das Werk bietet sich dafür an, denn egal, wie man es betrachtet, die numerischen Proportionen und Intervallbeziehungen der neun Kanons, die es enthält, gehören zu den bewundernswertesten, die man in der Geschichte der Tastenmusik finden kann. Aber sicherlich gibt es in ihnen etwas, das viel wichtiger und transzendenter ist als die Zahl, das ewiger ist als ihre Architektur.
Im Laufe der Jahre hatte ich Gelegenheit, die unterschiedlichsten Menschen zu treffen, die mir ihre Erfahrungen mit den Variationen anvertraut haben. Ein mallorquinischer Maler gestand mir einmal, dass das Hören dieses Werks ihm half, das Licht in seinen Bildern zu finden. Ich erinnere mich auch an eine Frau, die mir erzählte, dass sie dank der Goldberg-Variationen Trost und Hoffnung finden konnte. Und was ist mit der (ebenso umstrittenen wie symptomatischen) Legende des unglücklichen Grafen Kayserling, der seine langen schlaflosen Nächte durch das Hören der Goldberg-Variationen erleichterte!
Picture
K O N Z E R T  1
Wildt’sches Haus, Basel
Dienstag, 5. April 2022, 20 Uhr

Cantar alla viola
Giovanna Baviera– Gambe und Stimme



Cantar alla viola – die Begleitung des eigenen Gesangs auf der Viola da Gamba – galt als eine der exquisitesten künstlerischen Praktiken der Renaissancekultur. In seinem Buch Il libro del Cortegiano (1528) lobt Baldassare Castiglione die Kunst der Selbstbegleitung. Durch die Konzentration auf einen einzelnen Musiker und seine Gesangsstimme kann eine Klarheit und Unmittelbarkeit des musikalischen Ausdrucks erlebt werden, die sich von der eines grösseren Ensembles völlig unterscheidet.
Das Programm ist eine Hommage an diese Kunst. Die im Programm aufgeführten Werke sind grösstenteils Intabulierungen oder Umarbeitungen von Stücken, die nicht speziell für Gambe und Gesang geschrieben wurden.





Blicken Sie nochmals zurück auf die Festtage 2021.
Picture
Verein zur Förderung von Basler Absolventen auf dem Gebiet der Alten Musik
Dornacherstrasse 161 A, CH-4053 Basel,
++41 (0)61 361 03 54
​
info@festtage-basel.ch

​Impressum
  • Willkommen
  • Festtage 2021
  • Festtage 2017
  • Festtage 2015
  • Festtage 2013
  • Festtage 2011
  • Verein