KONZERT 3/2019
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18. September 2019, 20 Uhr, Wildt'sches Haus
Galanteriewaren
La Tibicina – Studenten der Schola Cantorum Basiliensis
Eleonora Bišćević, Traverso
Johannes Kofler, Violoncello
Lukas Frank, Cembalo und Orgel
Eintritt frei, Kollekte
Programm
Johann Sebastian Bach (1685–1750) Präludium in C-Dur BWV 870/1 aus: Wohltemperierte Klavier, Teil II Johann Sebastian Bach Sonata à Traversa e Continuo in C-Dur BWV 1033 Andante – Presto Allegro Adagio Menuet I&II Giovanni Battista Costanzi (1704–1778) Nicola Antonio Porpora (1686–1768) Sonata V in c-Moll für Violine oder Flöte, Violoncello und Bass Adagio Allegro Adagio Allegro Pasquale Pericoli (ca. 1730–ca. 1785) Sonata V a Violoncello e Basso in g-Moll Allegretto Cantabile Allegro Johann Gottfried Müthel (1728–1788) Sonata à Flauto Traverso e Basso in D-Dur Adagio Allegro ma non troppo Cantabile Georg Philipp Telemann (1681–1767) Suite in a-Moll TWV 42:a3 Largo – Vivace – Largo Andante Vivace Presto |
La Tibicina
Das Ensemble „La Tibicina“ ist seit 2016 gemeinsam auf der Suche nach einem lebendigen und natürlichen Klang. Die drei jungen Musiker lernten sich im Rahmen ihrer musikalischen Studien an der Musikuniversität Wien und an der Schola Cantorum Basiliensis kennen. Eleonora Bišćević (Traverso), Johannes Kofler (Violoncello) und Lukas Frank (Cembalo & Orgel) widmen sich als Ensemble gemeinsam der Musik des deutschen und italienischen Hoch- und Spätbarock. Sie versuchen dabei, ganz im Sinne des „Empfindsamen Stiles“, der musikalischen Sprache der Generation nach Johann Sebastian Bach, die Grenzen zwischen Konvention und Innovation ineinander fließen zu lassen, um so zu einer einzigartigen und abwechslungsreich farbigen Interpretation zu finden. Das Publikum zu überraschen, zu locken und zu rühren, ist dabei nur eine ihrer Ambitionen. Wesentliche musikalische Impulse erhielten sie bislang von Marc Hentai, Augusta Campagne, Jörg- Andreas Bötticher und Christophe Coin. Ihre gemeinsame Konzerttätigkeit führte sie bereits nach Frankreich, durch Deutschland und die Schweiz. Darüber hinaus sind die drei jungen Musiker als Solisten und als Orchestermusiker tätig. So spielte Eleonora bereits Projekte mit La Cetra und dem Capriccio Barock-Orchester, Johannes Kofler wirkte in Konzerten und TV-Produktionen mit dem Bach-Consort Wien mit. Lukas Frank erhielt 2018 den Hans Balmer-Preis für das beste Orgel-Rezital an der Schola Cantorum Basiliensis und 2016 den zweiten Preis beim 1° Concorso Organistico Internazionale „Fondazione della Torre“ in Mendrisio (Ticino, CH). Zum Programm
Das Wort «galant» leitet sich aus dem altfranzösischen Verb «galer» («fröhlich sein») ab. Der galante Lebensstil beschrieb etwa ab 1700 ein kultiviertes, gebildetes, modisches, aber auch witziges Wesen. Im eher bürgerlich geprägten Deutschland des 18. Jahrhunderts etablierte sich für diese Strömung auch der Begriff «empfindsamer Stil». Das Publikum waren in erster Linie Liebhaber und Musikfreunde aus bürgerlichen Schichten. Galante Musik sollte daher ohne musikalische Vorbildung leicht und unmittelbar verständlich sein, entzücken, überraschen und rühren. Musikhistorisch bezieht sich der Begriff heute auf die Generation der Söhne und Schüler Johann Sebastian Bachs. So beginnt das Konzert mit zwei Werken Bachs, die von oder gemeinsam mit Schülern angefertigt und eingerichtet wurden. Das Praeludium existiert auch in einer alternativen Fassung des Bach-Schülers Johann Caspar Vogler. Die Flöten-Sonate lässt die Frage nach der Autorschaft teilweise offen. Möglicherweise ist sie im Kompositionsunterricht mit einem Bach-Sohn unter der helfenden Hand des Vaters entstanden. Massgeblichen Einfluss auf die musikalische Ästhetik in ganz Europa hatte damals Italien, insbesondere die italienische Oper. Deutsche Fürsten holten italienische Komponisten an ihre Höfe, Drucke italienischer Komponisten erfreuten sich vor allem in Amsterdam und London grosser Beliebtheit. So verbrachte auch der neapolitanische Komponist Nicola Porpora einige Zeit in London, wo seine Opern grosse Erfolge feierten. Die Sonaten für Violine oder Flöte, Cello und Basso Continuo, die er gemeinsam mit dem römischen Komponisten und Cellisten Giovanni Battista Constanzi schrieb, wurden vom Verleger John Walsh in London gedruckt. Über den italienischen Komponisten und Cellisten Pasquale Pericoli wissen wir wenig. In den Jahren 1752 bis 1757 mag er möglicherweise am schwedischen Hof engagiert gewesen sein. Die 1769 von Lelio della Volpe in Bologna gedruckten sechs Cello-Sonaten sind erst vor wenigen Jahren entdeckt worden. Gewidmet ist die Sammlung dem Grafen Dietrichstein, einem österreichischen Adeligen, der als Diplomat in Kopenhagen lebte. Möglicherweise erhoffte sich Pericoli eine Anstellung bei Dietrichstein. Auch der in Hamburg tätige Georg Philipp Telemann blieb von dieser Strömung nicht unberührt. Er zeigte sich trotz seines hohen Alters bis zuletzt weltoffen und stets zeitgemäss. Der aus Ratzeburg stammende Johann Gottfried Müthel gilt als der «letzte Schüler Bachs», so studierte er kurz vor dessen Tod noch bei Johann Sebastian Bach, in dessen Haus er auch wohnte und bereiste danach die wichtigsten kulturellen Zentren Deutschlands, wie etwa Dresden, Potsdam und Hamburg, bis es ihn schliesslich nach Riga verschlug. Text: Lukas Frank |
Das letzte Konzert 2019:
4-2019
27. 11. 2019, 20 Uhr
Ojos, pues me desdeñais
Tiago Oliveira-Leitung
Kartäuserkirche
Alle Konzerte: Eintritt frei, Kollekte